Schon seit mehr als einem Jahr ist es nicht nur für die Neu-Anspacher Sozialdemokraten ein Ärgernis, dass das Seniorenwohn- und -pflegeheim in der Raiffeisenstraße geschlossen ist. Der Bedarf für eine solche soziale Einrichtung ist sowohl in der Stadt als auch im Umland vorhanden und kann in Neu-Anspach leider nicht gedeckt werden. Um so erfreulicher ist es deshalb, dass zumindest in einem Teilbereich, nämlich der Senioren-Tagespflege, inzwischen eine Lösung entstanden ist. In den ehemaligen Verkaufsräumen des stadtbekannten Modehauses Hellos hat Roza Bering, ausgebildete Krankenschwester, Pflegefachkraft und Betriebswirtin die „Senioren Tagespflege Neu-Anspach“ eingerichtet.
„Für uns als Sozialdemokraten war es schon immer wichtig, eine Einrichtung in der Kommune zu haben, die den sozialen Bedürfnissen vieler unserer älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger entgegen kommt. Schauen wir uns doch einmal an, was die Tagespflege leisten kann“, war die Überlegung von Prof. Jürgen Göbel, Mitglied des Magistrats und im SPD-Vorstand verantwortlich für die Kontakte zu Unternehmen und Vereinen. Gedacht, getan, ein Termin war schnell vereinbart, und am 31. August trafen sich einige Parteimitglieder mit Frau Bering, um sich über den Stand ihrer Einrichtung zu informieren.
Um es vorweg zu sagen, die Besucher kamen erst einmal aus dem Staunen nicht mehr heraus. Eine derartige Einrichtung konnte nicht unbedingt erwartet werden. Das Ambiente gleicht einem modernen Loft mit Wohn- und Essbereich. Eine kleine Küche mit allen notwendigen Geräten ist vorhanden, ein Ruheraum, in den sich die Gäste bei Bedarf zurückziehen können und ein Bereich für Gesellschaftsspiele und Bewegungsübungen. Die Räume sind mit modernen und zweckmäßigen Möbeln ausgestattet. „Bei der Einrichtung kam mir meine langjährige Erfahrung als Leiterin eines Senioren-Pflegeheimes in Heusenstamm zugute. Es sollte nicht aussehen wie in einem Krankenhaus, eine private Atmosphäre war mir sehr wichtig“, meinte Roza Bering. Selbstverständlich fehlten auch die notwendigen sanitären Anlagen nicht. Hier hatte sich der Vermieter Hello Becker dankenswerter Weise eingebracht und zwei moderne seniorengerechte Toilettenanlagen einbauen lassen, eine sogar mit Dusche.
Frau Bering betreibt ihre Tagespflegeeinrichtung auf rein privater Basis ohne Unterstützung großer Organisationen wie etwa Rotes Kreuz oder Caritas. „Ich sehe die wirtschaftliche Situation inzwischen sehr entspannt“, meinte sie auf Nachfrage von Gaby Schubert. „Ich habe von Montag bis Freitag durchschnittlich 18 Gäste pro Tag und kann auf eine Warteliste von ca. 30 Personen zurückgreifen. Damit trägt sich der Betrieb und viel mehr kann ich mit meinen vier Mitarbeiterinnen auch nicht bewältigen.“ Die Abrechnung der Kosten für Betreuung, Mahlzeiten und Getränke, aber auch für An- und Abfahrt erfolgt im wesentlichen über die Pflegekassen, ein kleiner Eigenanteil wird direkt mit den Kunden abgerechnet.
Hervorzuheben ist, dass eine Mitarbeiterin ausgebildete Ergotherapeutin ist, was wegen der gezielten Bewegungsübungen bei den Senioren und Seniorinnen sehr gut ankommt. Die Gäste kommen morgens zwischen 8 und 9 Uhr meist per Taxi an und der Tag beginnt mit einem gemeinsamen Frühstück. Anschließend gibt es für 75 Minuten Gymnastik, nach 30 Minuten unterbrochen durch eine Trinkpause. Bei allen Aktivitäten im Tagesablauf wird immer wieder auf Ruhepausen geachtet und auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen. Auf die Frage nach der Altersstruktur und der physischen und geistigen Konstitution meinte Roza Bering:“ Unsere Gäste sind zwischen 65 und 94 Jahren alt, und wir bieten pflegebedürftigen und demenziell erkrankten Menschen einen Ort zum Wohlfühlen und zur alltagsgerechten Betreuung.“ Damit sich potentielle neue Kunden und ihre Angehörigen einen Eindruck verschaffen können, bietet Frau Bering einen kostenfreien „Schnuppertag“ an. Zusätzlich ist für die nahe Zukunft ein Infoabend geplant, an dem im Detail über das Angebot ihrer Tagespflege und die resultierenden Kosten gesprochen wird.
„Sie haben uns jetzt eine sehr eindrucksvolle Demonstration Ihrer Pflegeeinrichtung gegeben, Frau Bering. Aber haben Sie auch ein paar Ideen oder Wünsche, was wir von der Politik für Sie tun können?“, war eine den Besuch abrundende Frage von Stadtrat Göbel. Und sie hatte einen dringenden Wunsch. „Wissen Sie, wir gehen mit unseren Gästen auch spazieren. Und da wäre es schön, wenn an einigen Stellen im Stadtgebiet ein paar mehr Ruhebänke stehen würden. So könnten die Spaziergänge deutlich entspannter durchgeführt werden.“ Diese Bitte nahmen die Besucher mit dem Versprechen mit, sie in die entsprechenden Gremien einzubringen. Tief beeindruckt von der Präsentation der Einrichtung für die Tagespflege und mit einem herzlichen Dank für den gastlichen Empfang nahm man voneinander Abschied.