SPD-Ortstermin „Zur Talmühle“
Auf wie vielen Beinen muss ein Unternehmen stehen, damit es eine Krise überstehen kann? Die Antwort darauf bekam die Delegation der SPD Neu-Anspach um den Vorsitzenden Kevin Kulp beim Ortstermin im Gasthaus Zur Talmühle. Im Vordergrund standen jedoch die jedem dieser Besuche zu Grunde liegenden Fragen, wie der Betrieb die Corona-Pandemie erlebt – und vor allem bewältigt. Heidelore Priester, Chefin des Gastbetriebs, war gerne bereit, Auskunft über die Auswirkungen von Corona und die getroffenen Maßnahmen zu geben. „Nachdem wir für zehn Wochen geschlossen hatten und feststellten, dass der Außer-Haus-Verkauf nicht lohnt, haben wir alle vorgeschrieben Maßnahmen getroffen, den Gastbetrieb wieder zum Laufen zu bringen“, so Frau Priester. Tische und Stühle wurden so gestellt, dass die Abstandsregeln eingehalten werden können. Maskenpflicht ist obligatorisch, Gäste dürfen sie am Tisch abnehmen. Salz- und Pfefferstreuer und Blumen auf den Tischen sind jetzt erst wieder erlaubt und Servieren und Abservieren von Gläsern, Geschirr und Bestecken musste personell und räumlich neu organisiert werden. Mit drei Festangestellten und bedarfsweisen Aushilfen wurde ein 2-Schicht-Betrieb eingeführt, um eine klare Trennung des Personals zu erreichen – und Feiern wurden keine ausgerichtet. „Ein Familienbetrieb ist hier natürlich klar im Vorteil“ meinte Frau Priester, „mein Mann, meine Tochter und mein Schwiegersohn können schnell einspringen, wenn zusätzlicher Bedarf vorhanden ist.“ So musste für die Festangestellten nur für zwei Monate Kurzarbeitergeld beantragt werden, „was sehr schnell ausgezahlt wurde, und die Soforthilfe vom Staat kam tatsächlich sofort“, lobte Priester. Ein weiterer großer Vorteil des weit über Neu-Anspach bekannten Ausflugsziels ist der angeschlossenen Garten, der reichlich Platz für die Gäste bietet. Das momentan geltende Reservierungsgebot ist allerdings ein Nachteil für die Laufkundschaft, die Wanderer ja typischerweise sind. Die Vorbereitungen für den Herbst und den Winter, wenn die Wild- und Schlachtessen wieder angeboten werden und keiner mehr draußen sitzen will, werden jetzt schon getroffen. Die Frage aus der Runde, „akzeptieren denn die Gäste die Corona Maßnahmen des Lokals?“ beantwortete Frau Priester mit einem entschiedenen „Ja!“ Seit sie wieder geöffnet haben, hat sich bisher noch kein einziger Gast beschwert und alle halten sich an die Regeln. „Wenn das doch überall so wäre, dann würden die Fallzahlen sicher nicht wieder so steigen, wie momentan“ ergänzt sie. Wolfgang Rühl, der Bruder der Chefin, ergänzte die Gesprächsrunde und erläuterte die gesamte wirtschaftliche Situation. „Spezialisierung nutzt nichts, wir sind breit aufgestellt, da gleicht es sich aus.“ war seine Erklärung. Und da waren sie, die Beine. Bei der Talmühle sind es insgesamt sieben, die Gastwirtschaft und die Landwirtschaft mit Weizen- und Rapsanbau und Grasland auf ca. 100 ha Land, die Viehhaltung mit Mutterkühen und Schweinen und die Pferdepension. Und so konnten die Einbußen im Gastgewerbe durch die Einnahmen in der Landwirtschaft einigermaßen ausgeglichen werden und die Verluste durch die Trockenheit beim Gras durch die gute Ernte bei Raps und Weizen.