SPD-Ortstermin BIO-Bäckerei Otto Ernst

Wer weiß eigentlich heute noch, wie handwerklich hergestelltes Brot schmeckt? Und was macht handwerklich hergestelltes Brot aus? Dieser Frage wollte eine Abordnung der SPD Neu-Anspach um ihren Vorsitzenden Kevin Kulp bei der Bio-Bäckerei Otto Ernst in der Saalburgstraße, vielen Anspachern sicher noch unter dem Hausnamen „Bäckerheinrichs“ bekannt, auf den Grund gehen. Und wie bei jedem der bisherigen Besuche in Neu-Anspacher Betrieben wollten die Genossen auch die Erfahrungen bei der Bewältigung der Corona Pandemie kennen lernen und welche Wünsche an die lokale Politik bestehen. Dr. Regina Ernst-Messer, die Inhaberin der Bäckerei Otto Ernst, stellte zur Begrüßung mit ein paar doch recht beeindruckenden Zahlen kurz ihre Firma vor. Gegründet 1842 wird die Bäckerei inzwischen in der siebten Generation und immer im selben Haus betrieben. „Wir arbeiten mit insgesamt 14 Personen, alle aus Neu-Anspach oder der direkten Umgebung, mit 10½ Stellen im Verkauf und 3½ Stellen in der Backstube. Seit 1981 konnten wir bis heute 31 Ausbildungen durchführen und seit 1986 sind wir zertifizierte Bio-Bäckerei.“ Das war das Stichwort für die Runde nach dem handwerklich hergestellten Brot. Und die Antwort kam prompt und mit unüberhörbarem Stolz und Enthusiasmus. „Alle unserer Vorfahren bereiteten den Teig mit eigenem Natursauerteig selbst zu, und so machen wir das auch heute noch“, erklärte Ernst-Messer. „Das Getreide kommt von einem Hof in Brombach und wird in unserer eigenen Mühle frisch gemahlen. Obendrein sind alle Mineralstoffe noch enthalten und gesalzen wird mit Meersalz. Das schmeckt! Für Allergiker sind diese Backwaren besonders gut geeignet.“ Als weiteres Beispiel nannte Regina Ernst-Messer die Herstellung der Kreppel, bei denen ebenfalls vom Teig bis zur Füllung und Dekoration alles selbst gemacht wird und garantiert keine Transfette benutzt werden, die oft in industriell produzierter Nahrung enthalten und besonders ungesund sind. Interessant war die Information, dass nach ihrer Erfahrung sehr viele Menschen der Altersgruppe 20 bis 45 Jahre „nicht mehr so vertraut mit traditionellen Backwaren, zum Beispiel Christstollen sind“. Wenn Proben angeboten werden, kommt häufig ein „Nee, des ess‘ ich net!“ Selbstverständlich war und ist Corona auch für die Bäckerei Otto Ernst ein wirtschaftliches Problem. „Der Umsatzverlust von ca. 30% durch unsere Großkunden wie etwa Kindergärten und Schulen schmerzt natürlich“, meinte Ernst-Messer. „Und auch die zeitweilige die Schließung des Cafés und die Auslastung nach Wiedereröffnung von nur 50% gegenüber letztem Jahr tut weh.“ Dennoch will sie nicht klagen und lobt das Überbrückungsgeld, das schnell ausbezahlt wurde und vor dem Schlimmsten bewahrte. Kurzarbeit musste keine beantragt werden, zeitweiliger Arbeitsmangel konnte mit Urlaub geregelt werden. An die Politiker gewandt wünschte sich Regina Ernst-Messer: “Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass Neu-Anspach als Einkaufsstadt mit entsprechend vielfältigem Angebot erhalten bleibt.“ Die politisch Verantwortlichen der Stadt sollten sich bei allen Entscheidungen immer fragen, was macht Neu-Anspach lebens- und liebenswert? „Mehr an die kleinen Geschäfte denken“, war ihr Appell, „denn die sind in ihrer Vielfalt auch wichtig für Ausbildungsplätze und damit für die Sozialisierung und Integration der Jugendlichen.“ Einen Tipp gab Ernst-Messer den Besuchern noch mit auf den Weg: „Lassen Sie ein frisches Brot vom Bäcker noch zwei Tage liegen. Erst dann hat es sein ganzes Aroma und seinen vollen Geschmack entwickelt.“